Dieser Beitrag startet eine kleine Serie über wichtigsten Merkmale bzw. technischen Parameter eines Studioblitzgerätes. Die Serie kann einem angehenden Studiofotografen sowohl Basiswissen vermitteln, aber auch als Grundlage bei einer Kaufentscheidung dienen. Statt nackte Daten und Zahlen zu vergleichen, die auf Herstellerseiten in Hülle und Fülle gibt, werde ich versuchen praxisrelevante Aspekte anzusprechen. Insbesondere möchte ich Verständnis schaffen, warum ein Blitzgerät das Doppelte oder Dreifache als ein Anderes kosten kann und ob man Besonderheiten des jeweiligen Blitzgerätes wirklich braucht. Nach wie vor soll Portraitfotografie im Studio als Haupteinsatzgebiet fungieren.

Wir fangen mit dem Einstelllicht an.

Einstelllicht

Das Einstell- oder Pilotlicht dient zur Beurteilung des Schattenverlaufs vor dem eigentlichen Blitzvorgang. Somit ist Einstelllicht eins der wichtigsten Instrumenten beim Setzen der gewünschten Beleuchtung.

Einstelllicht und Blitzröhre

Lichtstärke

Je stärker das Einstelllicht ist, umso problemloser und schneller geht es voran beim Setzen des Lichtes. Allerdings werden insbesondere bei Billigprodukten gerne Lampen mit 100 oder gar 60 Watt eingesetzt. Verwenden man nun eine Softbox als Lichtformer, so wird die magere Lichtausbeute um weiteren 1–2 Blenden reduziert. Auch in einem abgedunkelten Studio wird so die Arbeit zur Qual: man sieht nichts im Sucher, Autofokus der Kamera funktioniert suboptimal, etc. Wirklich angenehm geht es ab 200–250 Watt aufwärts. Manche Blitzgeräte lassen sich übrigens mit stärkeren Einstelllichtlampen nachrüsten. Hier lieber zweimal nachfragen, da das eher eine Ausnahme als die Regel ist.

Regelbarkeit

Üblicherweise wird das Einstelllicht mit der maximalen Stärke betrieben. Trotzdem muss ab und zu die Lichtintensität verringert werden. Damit der Schattenwurf einer Lichtquelle besser beurteilt werden kann, kann beispielsweise Stärke anderen Lichtquellen kurzzeitig runtergedreht werden. Stufenlose Regelbarkeit des Einstelllichtes ist zweifellos angenehm, allerdings kann die überwiegende Mehrheit der Aufgaben auch mit der einfacheren „Ein-/Aus-/Halbestufe“-Kombination erledigt werden.

Weiterhin bieten teuerere Geräte die sogenannte proportionale Regelung des Einstelllichtes an. Die Intensität des Einstelllichtes wird in dem Fall an die eingestellte Blitzleistung angepasst. Dadurch könne man die Wirkung der Beleuchtung nur mit Einstelllicht beurteilen und anpassen. Das klingt sehr verlockend, allerdings gibt es folgende Punkte, die dagegen sprechen:

  • Zunächst der wichtigste Faktor. Aus technischen Gründen entspricht ein Beleuchtungskontrast, der mit Einstelllicht erstellt worden ist, nicht dem Endergebnis der beim Blitzen zustande kommt und letzendlich von der Kamera aufgenommen wird. Somit kann man eine Lichtstimmung beim Setzen des Lichtes nur bestenfalls erahnen. Viel bessere Werkzeuge dafür sind Blitzbelichtungsmesser oder ein an Kamera angeschlossener kalibrierter Monitor. So kann man das Endergebnis prüfen und das Licht entsprechend korrigieren.
  • Dazu kommt die bereits erwähnte Einstelllichtintensität: Eine Runterregelung der Blitzleistung macht ebenfalls das Einstelllicht schwächer. Anstatt mit 250 Watt arbeitet man dann die ganze Zeit mit 100 Watt oder noch weniger.
  • Kein wirklicher Grund, aber eher ein Tipp: Beim voll aufgedrehten Einstelllicht gehen Augenpupillen der portraitierenden Person stärker zu. Irisfläche wird dadurch größer. Die Augen bekommen mehr Farbe.
Für mich ist proportionales Einstelllicht eher ein nettes technisches Gimmick, dessen Nutzen ich allerdings stark bezweifele. Sinn und Zweck des Studiolichtes ist die Kontrolle über die Beleuchtung zu haben und nicht etwas zu erhoffen ;-).

Zum Abschluss noch ein Tipp: Manchmal möchte man auch im Studio mit der offenen Blende arbeiten. Ein stärkeres Einstelllicht vorausgesetzt – spricht es nichts dagegen auf Blitzen zu verzichten und nur mit Einstelllicht zu fotografieren. Diese Möglichkeit wird gerne übersehen.

Serie „Merkmale eines Studioblitzes“:

5 Comments

  • @knipser: Das Einstelllicht des Blitzes wird nach dem Blitzen deshalb kurz ausgehen, da beim Wiederaufladen der Kondensatoren für das Zünden des nächsten Blitzes eine relativ hohe Leistung benötigt wird. Je mehr Leistung zur Verfügung steht, desto schneller gelingt dieser Vorgang. Daher werden alle unnötigen Verbraucher (hier das Einstelllicht) für den Ladevorgang kurz abgeschaltet.

  • …und darauf achten, dass das Einstell-Licht nicht an der Belichtung sichtbar beteiligt ist (Farbstich).

  • Der letzte Tipp ist super!! Ich denke nämlich seit einiger Zeit über ND-Filter nach, um mal etwas weniger Schärfentiefe zu bekommen und endlich hats geklingelt…das Einstelllicht! Auf sowas muss man erst mal kommen! :-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.